Erbaut wurde die Orgel mit 17 Registern verteilt auf II Manuale und Pedal durch die „Orgelfabrik Adam Eifert“ aus Stadtilm im Jahre 1879.

Der 1841 im hessischen Grebenau geborene Adam Eifert übernahm 1871 die Werkstatt seines Schwiegervaters August Witzmann. Bei diesem war er seit 1865 zuerst als Geselle und später als Werkmeister tätig.1 Im Laufe seiner Berufstätigkeit wurde ihm der Titel „Großherzogl. Sächsischer Hoforgelbauer“ verliehen. Laut Werkverzeichnis wurden in der Stadtilmer Werkstatt zwischen 1871 und 1908 insgesamt 141 Orgeln gebaut.2

Im Lauf der Geschichte wurden sowohl einige Veränderungen an der technischen Anlage als auch an der Disposition der Orgel vorgenommen. 1917 wurden vermutlich die originalen Prospektpfeifen in Zinn für die Kriegswirtschaft abgeführt und in den Folgejahren durch Nachbauten in Zink ersetzt.

Die Umdisposition betraf insgesamt 4 Register. Die Register Gambe 8′ wurden dabei zu Quinte 2 2/3′ und Salicional 8′ zu Quinte 1 1/3′ unter teilweiser Verwendung vorhandener Pfeifensubstanz umgestaltet. Das Register Flauto angelica 8′ wurde gegen Scharff 3fach und der Violonbass 16′ gegen einen Choralbass 4′ ausgetauscht. Diese Arbeiten wurden 1954 durch die Gebr. Hoffmann aus Ostheim veranschlagt und im Jahr 1955 ausgeführt. Hierzu ist in den Aufzeichnungen von Pfr. Heyne Folgendes zu lesen: „Zur Vollendung der Kirchenrenovation von 1953/54 gehörte in gewissem Sinne noch die Instandsetzung und Umdisponierung der Orgel. Sie war bei der Planung dann aber wegen der Finanzierungsfrage zurückgestellt worden. Nachdem das Gustav-Adolf-Werk bei seinem Landesfest in Bad Hersfeld am 26.6.1955 der Kirchengemeinde noch einmal 750,- DM für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hatte, konnten die Arbeiten an der Orgel im Laufe des Sommers und Herbstes 1955 von der Firma Gebr. Hoffmann aus Ostheim nach dem Plan des Orgelsachverständigen des Kirchenkreises, Organists Freytag in Fulda, durchgeführt werden (außer der entscheidenden Umdisponierung und der Beseitigung von mancherlei Schäden vor allem auch Elektrifizierung des Blasebalgs), und am 2. Advent 1955 konnte die Wiederingebrauchnahme der Orgel in einem festlichen Gottesdienst erfolgen. Diesen Gottesdienst eröffnete ein Lied des Gemischten Chors, es folgte das Weihegebet des Pfarrers, und danach hatte zunächst die durch die Umdisponierung in ihrem Klang aufgehellte Orgel das Wort: Organist Freytag aus Fulda ließ sie 20 Minuten lang in verschiedenster Registrierung und schließlich mit vollem Klang erklingen. Der Predigt war Psalm 150 V.6 zugrundegelegt.“ 3

In den technischen Bereich der Orgelanlage wurden ebenso Eingriffe vorgenommen. Die originalen Manualklaviaturen wurden gegen neue ausgetauscht. Wann dies erfolgte ist bisher nicht bekannt.

Die Windanlage der Orgel wurde modifiziert. Die originale Balganlage, bestehend aus einem Doppelfaltenmagazinbalg in den Abmessungen 2.700 x 1.290 mm, wurde stillgelegt. Sie wurde durch einen links neben dem Orgelgehäuse positionierten Schwimmerbalg ersetzt. Eine neue Rolldrossel sowie ein neues Schleudergebläse wurden ebenso dort positioniert. Alle Komponenten der Balganlage sind in einem Schutzkasten aus zeitgenössischen Plattenwerkstoffen untergebracht. Anlass für die Umgestaltung der Balganlage waren starke Winddruckschwankungen. Deren Ursache war im Wesentlichen in einer relativ großen Entfernung der im Turm hinter der Orgel stehenden originalen Balganlage begründet. Die Arbeiten wurden im Jahre 2011 ausgeführt.

Im Bereich der Windladen und Tontrakturen wurden einige kleinere Modifikationen durchgeführt. Diese treten im Wesentlichen durch die Einbringung von für die Entstehungszeit der Orgel stiluntypischen Werkstoffen wie Kunststoff und Neopren zu Tage.

 

Stellenwert und Zielsetzung

Die Orgel ist in ihrem derzeitigen Zustand in ihrer Spielfähigkeit nicht eingeschränkt. Ihr wird trotz der aufgelisteten Modifikationen auf Grund ihrer nach wie vor hohen Anteile sowohl an klanglicher als auch an technischer Originalsubstanz ein hoher Denkmalwert beigemessen. Um der Bedeutung des Instruments als Denkmal gerecht zu werden, wird eine grundlegende Restaurierung und weitestgehende Rückführung auf den ursprünglichen Zustand angestrebt.

Die angebotenen Arbeiten haben zum Ziel, das Instrument in seiner Substanz zu erhalten und sowohl in klanglicher als auch in technischer Hinsicht seinem belegbaren Erbauungszustand wieder anzunähern. Entgegen der ursprünglichen Planung, die Windanlage von den Rückführungsbestrebungen unberücksichtigt zu lassen (diese sollte in ihrem 2011 geschaffenen Zustand beibehalten werden), soll jetzt doch in Absprache mit dem Landesdenkmalamt der original vorhandene Blasebalg nach Möglichkeit reaktiviert werden.

Sämtliche Arbeiten erfolgen unter Beachtung strenger denkmalpflegerischer Kriterien. Die Rekonstruktion der fehlenden Register sowie der Prospektpfeifen ist integraler Bestandteil der angebotenen Arbeiten.

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Aus dem Angebot der Firma „Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH“ vom 17. Dezember 2018

1 Lexikon norddeutscher Orgelbauer Band I Thüringen und Umgebung, Berlin 2009; S. 64-65
2 Hackel, Wolfram: Orgelbautradition in Stadtilm/Thüringen. In: Ars Organi, Bd.39, 1991 H.2, S.80-90
3 Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers Heyne, S. 17