„Im Himmelreich hier auf Erden wäre ich jetzt auch gerne.“ Das waren meine Gedanken, als ich mit der Straßenbahn am „Café Himmelreich“ in Hannover vorbeifuhr und noch schnell einen Schnappschuss machen konnte.
Was würde ich für die Kirchengemeinde Hettenhausen-Dalherda bestellen, wenn ich im Café Himmelreich endlich einen der begehrten Tische ergattert hätte? Wahrscheinlich würde ich sagen: „Eine Pfarrperson für die Gemeinde hätte ich gern … eine, die viele Jahre im Ort bleibt, für Jung und Alt da ist und die Kirche mit Leben füllt.“ Das wäre doch toll!
Aber das Himmelreich ist kein Wunschkonzert. Jesus beschreibt es ganz anders. In vielen Gleichnissen redet er vom Himmelreich … davon wie es wirkt und was es bedeutet.
„Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ (Mt 13,31-32)
Das Himmelreich ist etwas, das gleichzeitig „schon da“ und „noch nicht da“ ist. Das spüre ich in meinem Leben und auch immer wieder in der Gemeinde.
Auf der einen Seite macht uns vieles Sorgen und auf der anderen Seite geschehen immer wieder Dinge, die mir Mut machen und mich spüren lassen: Gottes Reich ist schon da. Menschen lassen sich taufen, sich von Gottesdiensten berühren, engagieren sich ehrenamtlich, bringen ihren Glauben und ihre Persönlichkeit ein und lassen manchmal verrückte und kreative Ideen zu.
Die Pfarrstelle in Hettenhausen ist jetzt vakant und ich darf sie von Künzell aus vertreten, was sicherlich immer eine Herausforderung sein wird. Vakanzen sind auf den ersten Blick sowohl für eine Gemeinde als auch für die Vertretung eine Belastung. Aber eine Vakanz ist immer auch eine Chance: die Gemeinde entdeckt, was ihr wichtig ist, die Menschen wachsen zusammen und machen sich bewusst, was sie hält und trägt. Das Himmelreich ist eben kein Café, das man durch die Eingangstür betritt, gemütlich einen Kaffee trinkt und wieder verlässt, sondern das Himmelreich ist etwas, das stetig am Wachsen ist, manchmal verborgen und wie verschüttet erscheint und dann doch mit voller Kraft aufblüht … so wie ein Senfkorn, das klein und unbedeutend vor sich hinwächst, bis es irgendwann einmal den Vögeln in den Zweigen Platz bietet.
In den kommenden Monaten wird es für uns eine Aufgabe sein, dem Wachsen des Himmelreichs Platz zu schenken, Neues zu wagen und zu entdecken und Gott zuzutrauen, dass er mit seiner Liebe unter uns ist, sodass wir „reich an Himmel“ in die Zeit gehen können, die vor uns liegt.
Ihre Pfarrerin Julia Kaiser