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Liebe Leserin, lieber Leser,

wie halten Sie es mit den guten Vorsätzen? Ja ja, werden Sie jetzt denken, der Silvesterabend liegt schon wieder so lange zurück. Aber manche sind es wert, über die obligatorischen ersten Wochen des Jahres hinaus bewahrt zu werden.

Zuhören, offen sein, das Gegenüber bewusst wahrnehmen, andere Meinungen gelten lassen. Aber auch eine eigene Meinung haben und dazu stehen. Für Werte einstehen, die uns etwas bedeuten sollten in unserer Gesellschaft. Den Glauben nicht verlieren an die Vernunft und das Gute im Menschen.

Vernunftbegabtheit, kausale Zusammenhänge erkennen, nach ethisch-moralischen Prinzipien handeln – alles Dinge, die den Menschen ausmachen und von allen anderen Lebewesen auf dieser Erde unterscheiden. Selbst Tiere sind in der Lage, aus ihren Fehlern zu lernen. Die Geschehnisse in dieser Welt und auch hier vor unserer eigenen Tür, in unserem vergleichsweise kleinen Land, können einen aber ganz oft daran zweifeln lassen, dass der Mensch das kann und will. Lernen wir aus der Geschichte? Versuchen wir, Fehler zu vermeiden, die nachweislich schon Generationen vor uns begangen und die nichts Gutes gebracht haben? Oder ist die Menschheit einfach dazu bestimmt, die gleichen Fehler immer zu wiederholen? Und am Ende, wenn es vielleicht zu spät ist, sind plötzlich alle reumütig und schlauer; und einige haben es natürlich immer schon gewusst. Andere werden es nie begreifen.

Das sind Fragen, die mich immer wieder beschäftigen, nicht nur zum Jahreswechsel. Aber nein, ich kann und will mir den Glauben an das grundsätzlich Gute nicht nehmen lassen. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

 

(Marion Friedrich)