Home » Allgemein » Plädoyer für eine Gemeindeversammlung

(anlässlich des Reformationstages)

 

Am Sonntag, dem 31. Oktober 2021, fand in Dalherda der erste gemeinsame Gottesdienst der Gemeinde Hettenhausen–Dalherda statt, mit anschließendem Kirchenkaffee auf dem Kirchplatz. Zur gleichen Zeit wurde auch im Melanchthonhaus in Poppenhausen an den Beginn der Reformation am 31. Oktober 1517 in Wittenberg erinnert. Der folgende Text wurde im Gottesdienst vorgetragen:

 

Vor über einem Jahr – im September 2020 – lud das Kirchenkreisamt zu einer „Gemeindeversammlung“ ein. Die Einladung richtete sich informell an mögliche Interessenten, vor allem an die bekannten Gottesdienstbesucher. Es ging um die Zukunft der Gemeinde Dalherda-Poppenhausen. In dieser Versammlung wurde die Vorbereitung der „Fusion“, des Zusammenschlusses mit Hettenhausen, einem Ausschuss anvertraut. Die Vorstellung des neuen Pfarrers Jonas Schindelmann am 8. November in Dalherda war eine Gelegenheit, alle Gemeindemitglieder zum gemeinsamen Gottesdienst persönlich einzuladen und über die Arbeit des Fusionsausschusses zu informieren. Dies war auch die Reaktion auf die Kritik, dass es so etwas wie eine „kleine Gemeindeversammlung“ – wie es im Protokoll hieß – nicht geben könne.

Welche Voraussetzungen hat bei uns eine Gemeindeversammlung? Wie wendet sich „Kirche“ in der neuen Gemeinde Hettenhausen-Dalherda an die Öffentlichkeit?

 

Der Kirchen-Kurier

„Unsere Gemeinde“ (zuletzt „Deine Gemeinde“) hieß über viele Jahre der Gemeindebrief für Dalherda und Poppenhausen. Der neue Gemeindebrief ist der den Hettenhäusern vertraute „Kirchen-Kurier“, seit Dezember 2020 mit zwei Kirchtürmen als neuem Logo. Es ist eine Publikation, die sich an alle Kirchenmitglieder wendet, sie wird aus Spenden finanziert. Die Redaktion und Gestaltung sind ehrenamtlich, und freiwillige Helfer tragen das Heft viermal im Jahr – jeweils mit einem jahreszeitlichen Motiv auf der Titelseite – zu den Häusern. Mit der Zeit kennen sie zum Teil die Adressaten, und diese wissen, wer vorbeigekommen ist und ihnen das Heft in den Briefkasten gesteckt hat. Manchmal kommt es auch zu Gesprächen an der Haustür.

 

Melanchthonhaus PoppenhausenDie Gottesdienstgemeinde

Der Kirchen-Kurier enthält die Gottesdienstzeiten für Hettenhausen, Dalherda und Poppenhausen farblich unterschieden und für ein Vierteljahr im Überblick. Es ist die „Gottesdienstgemeinde“, die auf dieses Angebot zugeht, ein bestimmter Personenkreis, der regelmäßig „zur Kirche geht“ und der variiert bei kirchlichen Festen wie Konfirmation und Weihnachten.

 

 

Kirche Hettenhausen

Die Dorfgemeinde

Gottesdienste, für die es keine Ankündigung im Kirchen-Kurier gibt, sind Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Die Familien laden dazu ein. Sie nehmen die Dorfkirche und den Pfarrer für ihre Feier in Anspruch, nicht für eine geschlossene Gesellschaft, sondern zum Dorf hin geöffnet. Im Kirchen-Kurier werden diese Feiern im Rückblick erwähnt als „Kasualien“, als Amtshandlungen.

Die Dorfgemeinde ist auch Adressat des Kirmesgottesdienstes sowie vieler Angebote, die zum Gemeindeleben gehören: Kinderkirche, Krabbelgruppe, Sommerfest im Pfarrgarten, Konzertveranstaltungen, Seniorennachmittag, Lebendiger Adventskalender, die Busvermietung und der Zeltplatz.

Die Kirche wird täglich geöffnet und die Glocken läuten für alle.

 

 

Kirche DalherdaDie Kirchenvorstandsgemeinde

Einmal im Monat trifft sich der Kirchenvorstand. Hettenhausen, Dalherda und Poppenhausen sind hier vertreten (im Kirchen-Kurier stehen ihre Namen und Aufgaben). Die Sitzungen sind nicht öffentlich; Tagesordnung, Themen, Gespräche und Beschlüsse werden im Protokollbuch festgehalten. Der Kirchenvorstand diskutiert und verwaltet die Belange der Gemeinde und steht dabei selbstverständlich im Dialog mit dieser.

Der Kirchenvorstand wird von den Gemeindegliedern gewählt. Zur Wahl werden alle aufgerufen. Dem würde eine Einladung zur Gemeindeversammlung entsprechen.

 

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Die Gemeindeversammlung

Helfer, Kirchenvorsteher und Pfarrer arbeiten für die Gemeinde, beruflich und ehrenamtlich. Im vergangenen Jahr, dem ersten Jahr der „Fusion“, ist viel getan worden, worüber im Gespräch berichtet werden sollte. Deshalb plädiere ich für eine Gemeindeversammlung, zu der alle eingeladen werden und für die geworben wird. Diese Versammlung müsste gut vorbereitet werden, vielleicht dezentral organisiert, aber als Forum einer Gemeinde. Zurzeit scheint sie noch nicht möglich zu sein, denn es geht darum, sich zu sehen und zu hören, Fragen zu stellen, Probleme zu benennen und Anregungen zu geben.

Wäre eine solche Versammlung einen Versuch wert?

 

(Edzard Krückeberg)