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Am 16. Juni 2019, am Trinitatis-Fest, folgte der Bischof unserer Landeskirche, Prof. Dr. Martin Hein, einer Einladung in unsere Gemeinde. Er feierte den Gottesdienst mit uns und hielt die Festpredigt.

In seiner Predigt ging Bischof Hein zunächst auf unsere anstehende Orgel-Renovierung ein und lobte das Engagement, das einerseits die Projektgruppe, andererseits aber auch die ganze Gemeinde zeige. Er brachte seinen Respekt zum Ausdruck ob der großen Herausforderung, der wir uns stellen.

Dann stellte er sich selbst der Herausforderung, der Gemeinde das Besondere der Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit, die wir an diesem Trinitatis-Sonntag feiern, zu verdeutlichen. Was ist das Besondere an diesem Fest, nach dem in Folge das halbe Kirchenjahr benannt wird (den ganzen Sommer bis spät in den Herbst hinein)?

Die Einzigartigkeit des Christentums, nämlich unser Glaube an den dreieinigen Gott, sei das, was uns unterscheide von den anderen Weltreligionen Judentum und Islam, die ebenfalls an den einen Gott glaubten. Diese Besonderheit, dass Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist nicht nebeneinander oder nacheinander existieren, sondern dass diese drei eine Einheit bilden, sei schon in der theologischen Forschung immer sehr schwierig zu erklären gewesen und deshalb oft ins Hintertreffen geraten.

Mit der Sprache sei eine umfassende Erklärung der Dreifaltigkeit schwierig, denn man könne zwar die Begriffe Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist nacheinander aussprechen und nennen, aber niemals gleichzeitig. Es sei in der Geschichte auch oft versucht worden, eine bildliche Darstellung zu finden. Das sei aber von vornherein unzulänglich, so Hein, da hier nur doch wieder Vater, Sohn und Heiliger Geist getrennt wahrgenommen werden könnten. In alten Gemälden sei das beispielsweise durch Gott, der den gekreuzigten Jesus in Händen hält und der darüber schwebenden Taube (Synonym für den Heiligen Geist) dargestellt worden. Aber erstens müsse man von der Symbolik wissen, um zu verstehen, dass hier die Dreieinigkeit gezeigt werde (und nicht nur zwei Männer und ein Vogel) und zweitens zeige es nicht wirklich die Einheit.

Besser hierzu sei ein später verwendetes Symbol geeignet, nämlich das Dreieck. Hier versinnbildlichen die drei Ecken Gott in Form des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Aber wie das bei einem Dreieck naturgemäß sei, müssten immer alle drei Ecken (oder übertragen die drei Wesen Gottes) vorhanden sein, um ein Ganzes zu sein. Fehle eine Ecke, so sei das Dreieck nicht komplett. So bestehe ein Dreieck gleichzeitig aus drei Ecken und sei auch ein Ganzes. Und so seien auch Schöpfung (durch Gott Vater), Verheißung (durch Jesus Christus) und Vollendung (durch den Heiligen Geist) untrennbar verbunden, nichts gehe ohne das andere.

Im Anschluss kam Bischof Hein auf das Gehör zu sprechen. Hier sei es viel einfacher, mehrere Töne zwar auch getrennt wahrzunehmen, aber eben auch als ein Ganzes zu hören. Dazu startete er mit unserer Organistin Martina Bauer ein Experiment und spannte den Bogen damit gleichzeitig wieder zu unserer Orgel. Sie spielte drei einzelne Töne hintereinander, dann gleichzeitig, so dass ein Akkord ertönte. Jeder Ton für sich klinge schön, aber erst im Dreiklang komme das Besondere zur Geltung, er sei mehr als die Summe der Einzelklänge. So könne man mit Hilfe der Musik die Bedeutung der Dreieinigkeit annähernd erklären.

Mit dieser Erkenntnis und der Bemerkung, wie schön doch erst der Dreiklang mit der renovierten Orgel klingen würde, schloss Bischof Hein die Predigt.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Bischof Martin Hein für seinen Besuch und die damit zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung. Seine Predigt wird uns sicherlich noch öfter (wie er bereits vorausgesagt hat) wieder ins Gedächtnis gerufen werden; und nicht erst dann, wenn wir wie geplant am Reformationstag 2020 die restaurierte Orgel feiern werden.

Und wir bedanken uns bei Andreas Hahn, Orgelbaumeister und Chefrestaurator der Firma Jehmlich, der im Anschluss an den Gottesdienst der Gemeinde vom momentanen Zustand der Orgel erzählte und schilderte, welche Arbeiten geplant sind.

Nicht zuletzt bedanken wir uns bei Martina Bauer an der Orgel, Ingo Helfrich und Patrik Hillenbrand an den Trompeten sowie Kirchenchor und Gesangverein für die musikalischen Beiträge.

Es war ein insgesamt sehr gelungener Gottesdienst mit schönen Liedern zum Mitsingen und auch zum „Nur Zuhören“, vielen Informationen und Inspirationen, die zum Nachdenken anregen.

 

 

Fuldaer Zeitung 18.06.2019

 

(mf)